Foto: Eva Türbl

Künstlerin des Monats Jänner 2021 ist die Autorin und Theaterregisseurin Simone Dede Ayivi, deren Premiere im Grazer Schauspielhaus pandemiebedingt leider erneut verschoben werden musste: dort hätte eigentlich schon im Frühling 2020 ihr Bürger*innen-Bühnenstück „Zuhause ist ein Bauchgefühl“ uraufgeführt werden sollen. In dem Stück, das Simone Dede Ayivi gemeinsam mit Grazer*innen entwickelt hat, wird mit Mitteln des Theaters erforscht, wie durch Essen und Kochen ein Gefühl von Zugehörigkeit geschaffen wird.

Simone Dede Ayivi hat an der Universität Hildesheim Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis studiert, wo sie bereits während ihrer Studienzeit Teil des Leitungsteams des Theaterhaus Hildesheim war. Seitdem zeigt Simone Dede Ayivi ihre Stücke an unterschiedlichen Theaterhäusern, wie dem Ballhaus Naunystraße und den Sophiensaelen in Berlin oder dem Mousonturm in Frankfurt. Ihre Stücke sind dezidiert aus Schwarzer feministischer Perspektive formuliert: „Performing Back“ ist eine künstlerische Spurensuche zur Gegenwärtigkeit des deutschen kolonialen Erbes im (Berliner) Stadtbild, in Arbeiten wie „QUEENS“  oder „First Black Woman in Space“ beschäftigt sie sich mit afrikanischer und afrodiasporischer Geschichte und stellt dort besonders afrodeutsche Geschichten ins Zentrum, um Utopien und neue Zukünftigkeiten zu entwerfen. Dede Ayivi tritt für eine selbstverständliche Schwarze Perspektive an deutschsprachigen Theatern ein, wie sie zu Beispiel in ihrem Beitrag zu dem wichtigen Sammelband Allianzen. Kritische Praxis an weißen Institutionen formuliert. Warum Schwarz groß geschrieben wird, erläutert Simone Dede Ayivi übrigens hier in einem Video für das Wörterbuch des Projektbüros Diversity Arts Culture.

In ihrer Arbeit bezieht sich Dede Ayivi immer wieder auf Künstlerinnen wie May Ayim, die in den 1980er Jahren mit ihrer Kunst wie aber auch mit der Gründung der ISD (Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland) wichtige Impulse für anti-rassistische Arbeit gesetzt hat. Simone Dede Ayivi gehört heute selbst zu den prominenten Stimmen der ISD und führt mit ihrer Kunst und aktivistischen Arbeit – wie z.B. im Kartierungsprojekt Tear down this shit – dieses Erbe fort.

Text von Simone Dede Ayivi:
„Internationalität ≠ Interkultur. Eine Schwarze Deutsche Kritik“, in: Allianzen. Kritische Praxis an weißen Institutionen, hrsg. von Elisa Liepsch und Julian Warner, Bielefeld 2018, open access
„Zusammen“, in: Eure Heimat ist unser Alptraum, hrsg. von Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah, Berlin 2019, jüngst auch als Taschenbuch erschienen.

Homepage:  http://www.simonededeayivi.com/

Text von Eike Wittrock