Künstlerin des Monats Jänner & Februar 2023: Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken

Department of Ultimology, WHAT WHERE, 2018, Forschungsprojekt und Installation, steirischer herbst, Foto: Liz Eve
Department of Ultimology, WHAT WHERE, 2018, Forschungsprojekt und Installation, steirischer herbst, Foto: Liz Eve
SKGAL, SPUKEN IM ARCHIV!, 2017, Filmstill, Kamera: Liesa Kovacs, Nick Prokesch
SKGAL, SPUKEN IM ARCHIV!, 2017, Filmstill, Kamera: Liesa Kovacs, Nick Prokesch

Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken (Nina Hoechtl/Julia Wieger)

Das Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken (SKGAL) ist eine Arbeitsgruppe, die 2012 von Nina Hoechtl und Julia Wieger gegründet wurde, und sich mit künstlerischen Mitteln mit feministischen Praxen der Archivpolitik und Geschichtsschreibung auseinandersetzt.

Wer, wie, was und wofür als bewahrenswert begriffen wird, sind Kernfragen ihrer künstlerischen Arbeit. Als eine Art mobiles Rechercheteam befragen sie dabei bestehende Archive auf ihre Lücken und Ordnungssysteme.

So beschäftigten sie sich von 2012 bis 2017 in unterschiedlichen Formaten kritisch mit dem Archiv und der*n Geschichte*n der über 100 Jahre alten Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ). Die filmische Dokumentation der Recherche, Spuken Im Archiv!, die sich insbesondere mit den austro-faschistischen und nationalsozialistischen Verwickelungen des VBKÖ beschäftigte, (2017) wurde 2018 mit dem Women’s Voice Now Best Documentary Feature Award ausgezeichnet.

2018 waren Nina Hoechtl und Julia Wieger, als Teil des Department of Ultimology mit der Arbeit Was Wo zu Gast beim steirischen herbst, wo sie sich u.a. mit der Geschichte der Trachten in der Steiermark auseinandergesetzt haben. 

Ihre jüngste Arbeit, Hoch die Lappen, begann als Suche im Bildarchiv der Wiener Arbeiter-Zeitung, eines der umfangsreichsten Bildarchive Österreichs, nach Fotografien, die Pflege-, Sorge- und Putzarbeit zeigen. Diese Suche ergab kaum Resultate, und zeugt dabei von der immer noch öffentlichen Geringschätzung dieser Form von Arbeit, die meist unsichtbar bleibt:

„SKGAL macht die Geschichte von Arbeiten sichtbar, die zwar gesellschaftlich unentbehrlich sind, aber meistens in der Verborgenheit der Nacht und des Morgengrauens – im Unsichtbaren – ausgeführt werden. Diese Arbeiten werden heute wie damals vor allem von weiblichen* Arbeitskräften gemacht, die seit den 1960er Jahren zunehmend migrantische Lebensgeschichten haben. Heute setzen sich historisch gewachsene sexistische und rassistische Zuweisungen in Bezug auf Reinigungsarbeiten in der professionalisierten Reinigungsindustrie fort. Es wird immer noch als selbstverständlich angesehen, dass unsere Umgebung sauber gehalten wird, während die Arbeit dahinter unbeachtet bleibt. Kaum jemanden kümmert es, wie es den Personen geht, die putzen oder wie sie entlohnt werden. Dabei ist ihre Arbeit in Zeiten der immer noch anhaltenden COVID-19 Pandemie umso wichtiger.“

Für Jänner und Februar 2023 hat das Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken eine Vitrine mit Materialien aus dieser Recherche in der Universitätsbibliothek der KUG in der Brandhofgasse 17/19 künstlerisch gestaltet. Desweiteren ist das Sekretariat für Geister, Archivpolitiken und Lücken neben Li Gerhalter (Sammlung Frauennachlässe, Wien) und Simone Dede Aiyivi (Regisseurin, u.a. Schauspielhaus Graz, Künstlerin des Monats Jänner 2021 am 26. Jänner zu Gast bei dem Roundtable „Minoritäre Archive: Erinnern & Erzählen“, Palais Meran, Kleiner Saal, 18:00-19:30h.

Webseite: http://www.skgal.org/

Instagram: @skgal__ 

Text: Eike Wittrock